Auch Stellwerke der Bahn können ein Maß an überlegter und ansprechender Gestaltung erfahren haben, das sie über den Durchschnitt solcher rein technischen Zwecken dienender Bauwerke heraushebt. Das trifft sicher zu für das Stellwerk Rn an der Dresdner Brücke in Rendsburg (und für das verwandte, doch kleinere auf dem Bahnhof von Aumühle), das um 1910 erbaut wurde.
Der schmale gleisparallel gestellte Baukörper lebt aus dem Kontrast seines Sockelgeschosses aus rotem Backstein zu einem Obergeschoß aus engstehendem Fachwerk mit weißgeputzten Gefachen oder darin eingelassenen schmalen Fenstern und zu einem mächtigen überstehenden Mansarddach; Abschrägungen der Mauerecken und der Dachflächen an den Schmalseiten geben dem Bau einen anheimelnden Charakter. Zweifellos lehnt sich diese Art der Gestaltung auf's engste an den zeitgenössischen Landhausbau der sog. "Heimatschutzarchitektur" an, die sich vor dem Ersten Weltkrieg als Gegenbewegung zu Bauten des Historismus entwickelt hatte.
Das 1983 ausrangierte Stellwerk übernahm Anfang der 1980er Jahre das Bundesbahnsozialwerk und richtete dort nach Instandsetzungsarbeiten, in die auch die Wiedereröffnung vermauerter Fenster einbezogen waren, ein Eisenbahnmuseum ein, dessen Kern natürlich die originale Block- und Stellwerksanlage im Obergeschoß bildet. Ohne die erhebliche freiwillige Arbeitsleistung einer "Museumsgruppe Stellwerk Rn" und auch die Hilfe von Geldgebern, zu denen die Bundesbahn selber zählte, wäre die Herrichtung nicht gelungen. An der Instandsetzung der Fenster beteiligte sich der Denkmalfonds.
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